Gunna Wendt
Franziska zu Rewentlow - Die anmutige Rebellin
Aufbau Taschenbuch 2011, 320 Seiten
Eine sehr einfühlsame Biografie.
Franziska zu Rewentlow
Unter dem Namen Fanny Sophie Auguste Adrienne Wilhelmine Comtesse zu Rewentlow
wurde sie am 18. Mai 1871 im Schloss vor Husum geboren. Dort verbrachte sie ihre Kinder- und Jugendjahre - fast die Hälfte ihres kurzen Lebens. Im Alter von 22 Jahren entfloh sie der Enge eines von gesellschaftlichen Zwängen geprägten Lebens, unter dem sie nachhaltig gelitten hat, und lebte ein Leben in der "Boheme" von München und in der Schweiz, wo sie 1918 47-jährig starb.
Ich habe zwei Biografien von Franziska zu Rewentlow gelesen (Literatur siehe unten), ihren Roman "Ellen Olestjerne" sowie etliche Briefwechsel und Tagebucheintragungen. Ihr umfangreicher Nachlass, u.a. 17 Manuskripte, 600 Briefe und 16 Tagebücher wird in der 
Monacensia, dem literarischen Gedächtnis der Stadt München, im Hildebrandhaus verwahrt. Vieles davon ist publiziert worden, so dass man ihrer besonderen Persönlichkeit insbesondere beim Lesen der Briefe und Tagebücher sehr nahe kommen kann. 
Franziska zu Rewentlow war Schriftstellerin, Übersetzerin und Malerin. Sie ist noch heute als "Skandalgräfin" bekannt, die Attribute "Hetäre", "Femme Fatale" oder "Heidnische Madonna" stehen stets mit ihr in Zusammenhang. Aber die Frau, die ihre - auch sexuellen - Freiheiten gelebt hat wie kaum eine zweite, führte zeitgleich ein Leben auf der Schattenseite: Krankheit, Depressionen, Hunger, Traurigkeit, Vereinsamung, Heimweh.
Nachdem sie 1893 nach München gegangen war, experimentierte sie mit den neuen Lebensformen des "Fin de Siecle", einer Zeit zwischen 1890 und 1920, die neue künstlerische Strömungen, sozial-gesellschaftliche Experimente und ein Leben in Freiheit und Ungebundenheit  bezeichnete.  
Die beiden folgenden Biografien kann ich empfehlen:
 
 Gunna Wendt
Franziska zu Rewentlow - Die anmutige Rebellin
Aufbau Taschenbuch 2011, 320 Seiten
Eine sehr einfühlsame Biografie.
 
 Kerstin Decker
Franziska zu Rewentlow. Eine Biografie.
Berlin Verlag 2018, 384 Seiten
Diese Biografie ist etwas detaillierter und sprachlich sehr anspruchsvoll. Für mich persönlich ist sie nicht so gut verständlich.
 
 Franziska Sperr
Die kleinste Fessel drückt mich unerträglich
Romanbiografie
btb Taschenbuch 2003
Dieses Buch habe ich gerade angefangen zu lesen. Bericht folgt :)
Gräfin Diana von Rewentlow-Criminil
Diana Henriette Adelaide Charlotte Gräfin von Rewentlow-Criminil ist eine weitere extravagante Dame aus der alten Adelslinie der Rewentlows, jedoch nicht aus derselben Linie wie Franziska zu Rewentlow.
Diana wurde am 29. Mai 1863 in Preetz geboren und verstarb am 5. August 1953 auf der Hallig Südfall. Sie wurde auf Gut Emkendorf geboren, wo sie ihre Kindheit und Jugend verbrachte. Sie soll eine Schönheit gewesen sein, extravagant und unnahbar, und blieb ihr Leben lang ledig. Nach dem Tod ihres Vaters überließ sie ihrem Bruder das Gut Emkendorf, obwohl auch sie Ansprüche auf dieses Erbe hatte. Denn auch, wenn sie das Leben einer Adligen an europäischen Höfen (u.a. Kopenhagen, Italien) lebte, zog sie sich von diesem privilegierten Leben, das ihr nie gefallen hatte, zurück.
1910 kaufte sie im Alter von 47 Jahren die Hallig Südfall, auf der es nur eine einzige Warft gab, und lebte dort die Sommer über mit nur wenigen Bediensteten. Sie besaß außerdem einen kleinen Marschhof auf Nordstrand, die Püttenwarft, wo sie mit ihrem kleinen "Hofstaat" zunächst die Winter verbrachte. Später blieb sie das ganze Jahr über auf Südfall, selbst bei schweren Sturmfluten. Ihre Nichte Cecilia Sternberg schrieb: "Bei den Menschen dieses eintönigen, windumtosten Küstenstrichs (fand sie) Qualitäten, die ihr den höchsten Respekt abnötigten: Beharrlichkeit, Mut und unabhängiges Denken."
Mit ihrer Köchin, einem Hausmädchen, ihrem Kutscher und einer Gouvernante lebte sie von ihrem Vermögen. Zur Gemeinschaft gehörten Pferde, zwei Hunde und Hühner, um die sie sich höchstselbst kümmerte. Ansonsten ließ sie sich wie sie es gewohnt war in allem bedienen, badete jeden Morgen - und das noch bis wenige Tage vor ihrem Tod - in einer Wanne mit eiskaltem Nordseewasser und machte tägliche Spaziergänge.
Im Alter von 74 Jahren erlebte sie einmal eine Sturmflut, die sie allein auf der Hallig durchstand. Man fand sie am nächsten Tag, als die Hallig wieder zugänglich war, bis zum Bauch im Wasser stehend bei ihren Pferden, denen sie beruhigend zuredete. Ihre Tiere und die Natur waren ihr das Liebste im Leben.
Diana verabscheute die Nationalsozialisten und war während des Krieges im "Geheimen" tätig, indem sie von den Nazis verfolgte Künstler bei sich versteckte, wie zum Beispiel den Föhrer Maler Gustav Mennicke. Auch soll sie 1945 einen über dem Watt abgestürzten britischen Piloten bei sich versteckt haben. Von dieser Episode berichtet das Buch, dass ich hier im Anschluss vorstelle.
Dianas 90. Geburtstag wurde pompös mit sehr vielen Gästen gefeiert. Ihr Neffe Victor schrieb: "Unglaublich, wie sie von allen Leuten gefeiert wurde. Wenn man bedenkt, dass sie nie einen Menschen geliebt hat, ist es doch seltsam, wie sie geliebt wurde."
Doch im Nachruf ihrer Bediensteten auf der Hallig hieß es: "Jahrzehntelang war sie uns allen eine stets hilfsbereite Arbeitgeberin und mütterliche Freundin. Und wie den Menschen ihrer näheren und weiteren Umgebung galt ihre Fürsorge auch allen Tieren. (...) Ihr Andenken wird nie erlöschen."
Dianas Sarg wurde von vier Pferden durch das Watt zum Festland gefahren. In die Geschichte Nordfrieslands ging sie als
"Hallig-Gräfin" ein.
Quelle: Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte, SH von A-Z, Prof. Dr. Thomas Steensen
 
 Irma Nelles
Die Gräfin
hanserblau, August 2024
Die Autorin Irma Nelles (1946 - 2024) wuchs auf der Insel Nordstrand auf. Sie schrieb diesen, ihren ersten Roman, im Alter von 78 Jahren und verstarb leider kurz vor dessen Erscheinen.
Ein hübsches kleines Stück Literatur in schnörkelloser Sprache und mit leisem Humor. Ihre Darstellung des Charakters der Gräfin finde ich grandios.
 
 Mein neuestes Buch:
Die Philosophie der Deichschweine
Deichschweine werden an der nordfriesischen Küste liebevoll die Schafe auf dem Deich genannt. Und dort, wo Himmel und Meer aufeinandertreffen, wagt Charlotte einen Neuanfang.
Nach einem Schicksalsschlag beschließt die Kielerin, ihren stressigen Job als Journalistin an den Nagel zu hängen. Da kommen ihr das Erbe ihres Vaters und das kleine alte Haus an der Westküste in Schleswig-Holstein gerade recht, um zu ihren Wurzeln als Malerin und Illustratorin zurückzukehren - und vor allen Dingen auch zu sich selbst. Schnell wird sie heimisch in dem kleinen Dorf Ossenbüll, wo ein Becher Kaffee eine Zeiteinheit ist und die meisten Besucher einfach zur Hintertür hereinkommen. Während sie das kleine Haus umbaut und neugestaltet, lernt sie ihre neuen Nachbarn kennen, jeder für sich ein Unikum und allesamt sehr liebenswert. Dabei merkt sie schnell, dass es mit der ersehnten Ruhe noch weit hin ist. Nur gut, dass sich mit dem Bootsbauer Jan ein guter Freund an ihrer Seite findet, der sie durch das Chaos lotst.
Die Deichschweine Güde und Olde kommentieren derweil das menschliche Geschehen mit ihren kurzen, philosophischen Einlagen. In aller Ruhe, versteht sich.
"Ein Buch, dass man als Norddeutscher fühlt."
"Ein Buch, mit dem man es sich gemütlich macht. Unaufgeregt, witzig und mit einem Schuss Lebensphilosophie."
erschienen 2025 bei BoD, ISBN 9783769312355
12,00 € Paperback, E-Book 8,99 €
Neu! Auf dieser Seite stelle ich erstmalig meine Lyrik vor: Lyrik