Schleswig-Holstein

Die gemeinsame Geschichte Schleswig-Holsteins und Süddänemarks


Nachdem sich Schleswig in der Mitte des 13. Jahrhunderts als Herzogtum zwischen Eider und Königsau herausgebildet hatte, einigten sich Dänen und Deutsche im Jahre 1386, das dänische Fürstentum Schleswig mit der deutschen Grafschaft Holstein unter einem Landesherren zu vereinigen. Die deutschen Grafen von Schauenburg regierten beide Landesteile bis zum Aussterben der Familie 1460. In dieser Zeit entstanden auch die ersten größeren Städte, von denen Lübeck als Hansestadt zu den bedeutendsten Metropolen Europas aufstieg.

Den Schauenburgern folgte König Christian I. von Dänemark, der 1460 den Ripener Freiheitsbrief verfasste. Diese berühmteste Urkunde Schleswig-Holsteins hat ihre Gültigkeit bis auf den heutigen Tag behalten. Die berühmte Passage "ewich tosamende ungedeelt" galt lange als Bekenntnis zur Unteilbarkeit des Landes. Nach jüngerer Geschichtsschreibung drückt sie lediglich den Wunsch nach innerem Frieden aus und nicht den Anspruch auf die Eigenstaatlichkeit Schleswig-Holsteins. Noch zur Regierungszeit Christians I. erhob der deutsche Kaiser 1474 Holstein zum Herzogtum.

Nach zahlreichen deutschen Herzögen regierte ab 1773 wieder der dänische König beide Landesteile in Personalunion. In der Folge nahm Schleswig-Holstein einen großen wirtschaftlichen und politischen Aufschwung: Mit dem Eiderkanal, dem Vorläufer des jetzigen Nord-Ostsee-Kanals, entstand die wichtigste Wasserstraße zwischen Nord- und Ostsee. Die Abschaffung der Leibeigenschaft leitete eine Agrarreform ein.

Erst der zunehmende Nationalismus im 19. Jahrhundert verbunden mit Bestrebungen aus Kopenhagen, das Herzogtum Schleswig ins dänische Königreich Dänemark einzugliedern, zerrüttete das gute Verhältnis zwischen Deutschen und Dänen und führte 1848 zur Schleswig-Holsteinischen Erhebung. [1]



Die schleswig-holsteinische Erhebung

Ausgehend von revolutionären Strömungen in ganz Europa und der Französischen Revolution entwickelte sich ein Nationalbewusstsein der europäischen Völker mit dem gleichzeitigen Bestreben nach freiheitlich-liberalen Verfassungen, das auch Dänemark und die Herzogtümer Schleswig und Holstein erreichte. Die Schleswig-Holsteinische Erhebung war ein Teilvorgang der Ereignisse in Europa und der Revolution von 1848 in Deutschland. Im Zuge dessen entwickelten sich Spannungen zwischen Deutschen und Dänen, die bis dahin friedlich miteinander gelebt hatten. Die dänische Regierung strebte danach, Schleswig und Holstein in den dänischen Gesamtstaat einzugliedern.


Die dänischen Nationalliberalen, die sognannten „Eiderdänen“ erstrebten einen dänischen Nationalstaat mit der Eider als ursprüngliche Südgrenze. Die deutsch gesinnten Schleswig-Holsteiner verlangten dagegen, dass ganz Schleswig-Holstein einem künftigen Nationalstaat mit der Königsau (Fluss zwischen Ribe und Kolding) als Nordgrenze angehören sollte, der dem deutschen Bund angehören sollte. Beide Strömungen hatten zwar den gemeinsamen Wunsch nach einer freiheitlichen Verfassung, doch der vordringende Nationalismus und die Frage nach der Zugehörigkeit Schleswigs trennten sie voneinander.

Denn Dänen wie Deutsche beanspruchten das Herzogtum Schleswig für sich und beriefen sich dabei auf historisch-rechtliche Ansprüche. Seit 1460 waren die Herzogtümer Schleswig und Holstein durch eine Personalunion (Vereinigung selbstständiger Staaten unter einem Monarchen) mit dem dänischen Königshaus verbunden. Diese Vereinigung wurde durch den sogenannten „Vertrag von Ripen“ besiegelt, nach dem die Herzogtümer „up ewig ungedeelt“ (auf ewig ungeteilt) bleiben sollten. Auf diesen Vertrag beriefen sich die deutschen Schleswig-Holsteiner. Die dänischen Nationalliberalen hingegen erstrebten die Eider als südliche Grenze, welche bereits 811 zwischen Karl dem Großen und dem dänischen Wikingerkönig Hemming vereinbart worden war.


Am 20. Januar 1848 starb der dänische König Christian VIII. Sein Sohn Friedrich VII folgte ihm auf den Thron. Er versuchte, die Politik seines Vaters fortzusetzen, war aber ein schwacher Regent. Er verkündete schon bald eine Gesamtstaatsverfassung, worauf die Stände der Herzogtümer (= Parlamente, die nach Ständen gegliedert sind) mit der Forderung nach einer eigenen Verfassung reagierten. Doch in einem revolutionären Akt war in Kopenhagen das alte Kabinett aufgelöst und eine „eiderdänische“ Regierung gebildet worden, die beschloss, Schleswig-Holstein mit militärischer Gewalt dem dänischen Staat einzuverleiben. Friedrich VII hatte keine Entscheidungskraft mehr und stand unter dem Druck seiner Minister.

Daraufhin proklamierten die führenden Männer der Schleswig-Holsteinischen Landespartei – u.a. Friedrich Graf von Reventlow, Wilhelm Hartwig Beseler, Prinz Friedrich von Noer und Theodor Olshausen – in einem dramatischen Akt am 24.03.1848 in Kiel eine Provisorische Regierung und sagten sich vom dänischen König als ihrem Landesherrn los.

Aus der Proklamation „Mitbürger“, die Beseler am 24. März in Kiel verkündet:


Unser Herzog (der dän. König Friedrich VII.) ist durch eine Volksbewegung in Kopenhagen gezwungen worden, seine bisherigen Ratgeber zu entlassen und eine feindliche Stellung gegen die Herzogtümer Schleswig und Holstein einzunehmen. Der Wille des Landesherrn ist nicht mehr frei und das Volk ohne Regierung. 
….Zur Verteidigung der Grenze, zur Aufrechterhaltung der Ordnung bedarf es einer leitenden Behörde….., vorläufig die Leitung der Regierung übernommen, welche wir zur Aufrechterhaltung der Rechte des Landes und der Rechte unseres angestammten Herzogs in seinem Namen führen werden. Wir werden sofort die Vereinigte Ständeversammlung berufen und die übernommene Gewalt zurückgeben, sobald der Landesherr wieder frei sein wird, oder von der Ständeversammlung andere Personen mit der Leitung der Landesangelegenheiten beauftragt werden. 
Wir werden uns mit aller Kraft den Einheits- und Freiheitsbestrebungen Deutschlands anschließen.

 

Beseler und Graf Reventlow waren beim Mittelstand hoch angesehen, Beseler in Schleswig, Reventlow in Holstein. Außerdem hatte Reventlow das Vertrauen des Adels und der Ritterschaft. Prinz Friedrich von Noer hatte die meisten Regimenter hinter sich. Unter seiner Führung wurde die Festung in Rendsburg besetzt. Während man den Offizieren freistellte, nach Dänemark abzuziehen, bildeten die aus den Herzogtümern stammenden Mannschaften den Kern der Schleswig-Holsteinischen Armee. Die Armee war auf Freiwillige aus dem Volk angewiesen, um der Übermacht des dänischen Heers gewachsen zu sein. Auch Kieler Studenten und Turner ließen sich rekrutieren.

 

Am 9. April fand eine erste Schlacht bei Bau/ Bov nördlich von Flensburg statt und endete in einer katastrophalen Niederlage für die Schleswig-Holsteinische Armee.




 
[1] Landesregierung > Themen > Kultur > Landesgeschichte SH >deutsch-dänische Geschichte

 https://www.schleswig-holstein.de/DE/fachinhalte/L/landeskundegeschichte/Chronologie_Augenblicke_Landesgeschichte/SchleswigHolsteinDaenemark.html

 

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